Doulas Wissen: #Geburt #Geburtsreise

Geburt

Am liebsten nenne ich es Geburtsreise. Ein einzigartiges Erlebnis, worauf wir uns vorbereiten können. Körperlich, mental und auch mit materiellen Dingen (Duft, Musik, Kuscheltier, usw.), die wir mitnehmen. Die aktuellen Forschungen sagen, die Geburt passiert zu 10% im Körper und zu 90 % im Kopf. Was wir darüber denken, welche Ängste oder Wünsche wir haben, beeinflusst viel mehr, wie wir die Geburt wahrnehmen.

Ich hatte Glück schon mehr als hundert Geburtsgeschichten kennenzulernen als Doula und als Schwangerschafts-/und Rückbildugnsyogalehrerin. Wie wir während und später über die Geburt denken und fühlen, kann trotz sehr ähnlichem Verlauf sehr, sehr unterschiedlich sein. Deswegen bereite ich während meiner Kurse mit Geburtsvorfreude Familien mental vor.

Geburtswelle

Es fängt schon mit Wörtern an, wie zum Beispiel: Wehen. Wehen hat eine starke Assoziation mit Schmerzen. Schmerzen ist nicht etwas Gutes. Schmerzen möchte ich vermeiden.

Wenn wir uns die Kontraktion der Gebärmutter als Welle vorstellen: die kommt und geht, fühlt es sich gleich schon anders an. Es zeigt die Kraft des Frauenkörpers und dann gibt es wieder Zeit zum Ruhen. Mit jeder Welle kommt das Kind weiter, bis wir es in der Hand halten können. Wenn wir dieses Bild in uns haben, während der Geburtsreise, dann lassen wir uns darauf ein, dann lassen wir los. So kämpfen wir nicht gegen etwas, sondern wir gehen mit. Wir erlauben unserem Körper zu tun, was der Instinkt sehr gut kennt. In unseren Zellen haben wir es schon gespeichert, wie wir selbst geboren sind, wir waren sogar als Eizelle schon bei der Geburt unserer eigenen Mutter dabei. Wahnsinn! Und genau deswegen mental vorbereitet zu sein, ist viel wichtiger, als die Menschen es früher gedacht haben.

Gebärmutter

Die Gebärmutter hat körperlich die Hauptrolle während der Geburtsreise. Wenn wir das hören: Muttermund so und so geöffnet, bedeutet es, dass der Gebärmuttermuskel sich zusammengezogen hat, um mit allen Kräften das Kind nach draußen bringen zu können. Wie weit wir geöffnet sind, kann von einer Sekunde zur anderen sich ändern, aber es kann auch Wochen und Tage lang gleich bleiben. Deswegen das Bild: Gebärmuttermuskel zieht sich zusammen, sammelt sich, dass er mit allen Kräften das Kind mit Kopf oder Po auf die Welt helfen kann, hilft besser zu verstehen warum die Muttermundöffnung in so unterschiedlichem Tempo öffnen kann.

Jede Geburt ist einzigartig und deswegen nicht vergleichbar. Biologisch läuft ungefähr aber der gleiche Prozess ab. Wenn wir das wissen, dann gehen wir selbstbewusster auf die Geburtsreise. Dann bekommen wir nicht Angst, wenn wir unseren Beckenboden spüren, wenn wir Stuhldrang empfinden oder wenn wir nach den ersten Wellen erstmal warten müssen.

Geburtsreise

Die Geburtsreise kann unterschiedlich anfangen: der Bauch senkt sich, die Fruchtblase platzt, die Wellen kommen und gehen, der Gebärmuttermund öffnet sich, die Gebärmutter zieht sich nach oben, die Einleitung mit Ballon, Hormone (Oxitocin), und noch viele andere Wege.

Die folgenden Schritte passieren aber meistens immer in der gleichen Reihenfolge.

Die Fruchtblase kann vor der Eröffnungsphase oder nach der Eröffnungsphase oder sogar noch später platzen.  Wenn die Fruchtblase geplatzt ist, fängt an Fruchtwasser nach außen zu gelangen, oder zu tropfen. Es bleibt immer ein bisschen in der Fruchtblase, also das Kind bleibt nicht ohne Fruchtwasser. Und wenn der Kopf des Kindes an die Tür kommt, kann es sogar komplett aufhören zu tropfen.  Wenn das Fruchtwasser grün ist, sollte man lieber unter ärztlicher Beobachtung weiter gebären. Das heißt, das Kind hat seinen Darm entleert und die Ärzte helfen Infektionen zu vermeiden. Wenn das Fruchtwasser klar ist (es riecht süßlich, und kann deswegen gut von Urin unterschieden werden), dann hat das Kind 24 Stunden um auf die Welt zukommen. So lange reicht noch das übrig gebliebene Fruchtwasser in der Fruchtblase um das Kind noch von Bakterien und Viren zu schützen.

Die Geburtsreise in 5 Schritten:

1) Eröffnungsphase:

Die Längsfasern der Gebärmutter ziehen den Gebärmuttermund um den Kopf des Kindes hoch. Es kann Tagen lang dauern, oder Stunden. Wenn es schnell geht, kann es sein, dass die Gebärende sich übergeben muss, weil die Gebärmutter so schnell kontrahiert, dass der Magen nicht genug Platz und Zeit hat, um sich neu zu platzieren und sich deswegen lieber leert. Die Gebärende braucht Zeit und Geborgenheit in dieser Zeit. Es passiert häufig noch zu Hause, unter warmer Dusche, beim Liegen, zwischendurch schlafen, kuschelnd mit dem Partner.

2) Übergangphase:

Der Geburtskanal liegt frei, das Köpfchen des Kindes liegt in der Scheide vor dem Ausgang. Es kann sich sehr intensiv anfühlen. Diese Phase ist viel kürzer im Vergleich zu der Eröffnungsphase.

3) Austreibungsphase:

Das Kind liegt mit dem Kopf in der Scheide. Mit dem Kopf schauen die meisten Kinder Richtung Kreuz/Steißbein. Der Kopf drückt den Dickdarm, dies aktiviert automatisch den Austreibungsreflex. Es fühlst sich an wie Stuhldrang. Am besten soll die Gebärende eine Runde Körperhaltung annehmen. In dieser Phase wird die Atmung kurz und kräftig. So kann sich auch der Bauchmuskeln aktivieren und dem Kind helfen mit Bauchdruck nach draußen zu kommen. Die Gebärmutter presst. Presswehen/Presswellen von der Gebärmutter werden immer von Zwerchfell und Bauchmuskeln kräftig unterstützt. Das Köpfchen schiebt einen Teil des Beckenbodens, den Damm von innen nach außen. So entsteht ein breiter Durchgang für das Kind. Dickdarm und Harnblase sind in Bedrängnis. (Deswegen verspüren wir Stuhl- und Harndrang, auch wenn wir gar nicht Blase oder Darm entleeren müssen während der Geburt).

4) Der Kopf ist geboren:

Manchmal dreht das Kind sich zurück in die Seitenlage und es wird erst eine, dann zweite Schulter geboren. Und dann ganz leicht rutscht das Kind weiter zur Welt.

5) Die Plazenta kommt noch:

Die Nabelschnur ist noch mit dem Mutterkuchen verbunden solange sie noch pulsiert. Das Kind sucht sofort nach der Brust. Durch das Saugen entstehen Nachgeburtswehen/wellen. Es hilft der Plazenta/dem Mutterkuchen sich von der Gebärmutter zu lösen und diese/r wird auch geboren. Hier kann wieder der Bauchdruck helfen. Die Gebärmutter zieht sich ungefähr in der ersten zwei Wochen langsam wieder zusammen. Dies kann sich wie Wellen anfüllen.

Die Geburtsphasen lassen sich nicht voneinander eindeutig trennen, sie gehen ineinander über. Und der Körper der Frau kennt diesen Ablauf, ohne vorher darüber gehört haben zu müssen.

Bereite dich auf deine eigene Art auf deine Geburtsreise vor

Mit Doula Gesprächen, wo du deine Fragen stellen kannst, zusammen mit Partner, wo ihr über Ängste und Wünsche sprechen könnt, mit Schwangerschaftsyoga, wo du jede Woche deinen Körper und deine Seele pflegen kannst.

Denk nach: Was entspannt dich? Was hilft in schwierigen Situationen bei Kräften und ruhig zu bleiben? Welche herausfordernden Situationen hast du schon bewältigt? Was hat dir dabei geholfen? Hast du etwas, was dir hilft zu entspannen (Musik, Duft, Farbe, Stoff, usw.)?

Pack alles in deine Tasche ein, was dir bei deiner Geburtsreise gut helfen kann.

Ich wünsche dir eine wunderschöne Reise!


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